Geschichte der Limousine

Geschichte

Solange es Autos gibt wurden auch besonders geräumige Fahrzeuge für Leute die sich einen Chauffeur leisten konnten gebaut. Auch nach dem 2. Weltkrieg boten die meisten Luxushersteller entsprechende Versionen an. Bei Cadillac war es z.B. die Serie 75, bei Mercedes der 600er.

Mit Beginn der Ölkrise in den 70er Jahren begann die amerikanische Autoindustrie mit dem “Downsizing” der meisten Modelle. Die Nachfrage nach Luxusautos für spezielle Persönlichkeiten und besondere Anlässe war aber ungebrochen. Die bis dahin extrem seltenen Umbauten von speziellen Karosseriebaufirmen kamen langsam in Mode.

Ende der 70er Jahre begann der Boom der Sonderumbauten. Besonders die großen Limousinen von Cadillac waren ein Opfer der Karosseriedengler. Man nahm ein Serienauto, sägte es in der Mitte durch und verlängerte es indem man einfach Blechteile dazwischenschweißte.

Das Publikum war begeistert – endlich gab es etwas besonders Luxuriöses für Hochzeiten und den Transport von mehr als 6 Personen. Die Geschichte setzt sich fort bis heute. Stretchlimousinen sind in den USA ein beliebtes Beförderungsmittel und die Miete kostet manchmal nicht viel mehr als bei einem Taxi.

Basisfahrzeuge von Cadillac (GM) und Lincoln (Ford) beherrschen den Markt. Verlängert (“gestretcht”) wird aber auf Wunsch alles. Vom Chrysler bis zum Hummer. Der neueste Hit ist der Umbau von “unscheinbaren” Bussen, wie dem Mercedes Sprinter oder US Shuttlebussen.

Cadillac und Lincoln bereiten die “Kandidaten” für Stretchlimos schon ab Werk entsprechend vor. Verstärkte Federn, Bremsen, Getriebe und Vorderachsen gehören zum Limopaket. Die Werksgarantie gilt bis 120″ (130″ bei Cadillac) auch für den QVW/CMC Limousinenumbau.

Qualität

Die Verarbeitung ist, besonders bei “namenlosen” Karrosseriebaufirmen (Coachbuildern), nicht zu vergleichen mit dem Basisfahrzeug. Unterbodenschutz oder Hohlraumversiegelung sind Fremdwörter. Einige Limos rosten schon nach 2 Jahren von innen nach außen durch. Ein Schwachpunkt sind die Bereiche rund um die Seitenscheiben, dort fängt der Rost als erstes an zu blühen. Beispielbilder

Die Inneneinrichtungen werden mit Tacker und Schnellbauschrauben zusammengebaut. Viel ist aus Sperrholz und die zusätzlich eingebauten Sitze sind fast immer aus Kunstleder.
Tolle Fotos von Inneneinrichtungen blenden den Käufer – die bestellte Limousine entspricht nicht immer den Erwartungen.

Bessere Hersteller bekommen von Cadillac oder Lincoln ein Zertifikat für besondere Qualität – dadurch bleibt die volle US-Werksgarantie für das Originalfahrzeug erhalten. Hier geht es hauptsächlich um die Stabilität und Sicherheit, d.h. die Zeichen “QVM” oder “Cadillac Master Coachbuilder” garantieren das die Herstellung vom Werk geprüft und überwacht wird. Hier sind einige QVM Basisvorschriften.

Übrigens: Um die vorgeschrieben Gewichtslimits einzuhalten wird bei einigen 120″ Modellen der Beifahrersitz entfernt – der QVM-Coachbuilder ist sogar verpflichtet diesen zu vernichten damit der Käufer ihn nicht wieder einbaut. Einige Modelle ab 2003 dürfen den Beifahrersitz wegen erhöhter Achslasten wieder behalten.
Mehr zu QVM.

Bauformen

Die großen Cadillacs wurden von 1969 bis 1992 ohne eine nennenswerte Änderung der Karosserie gebaut. Der neu gestylte Fleetwood von 1993 war sehr erfolgreich, leider wurde aber die Produktion dieses “letzten großen Cadillac” mit Heckantrieb 1996 eingestellt. Seitdem kämpft Cadillac ohne großen Erfolg darum wieder als Basisfahrzeug genutzt zu werden.

Lincoln führte schon mit dem 1990 TownCar ein innovatives Styling ein. Auch aus diesem Grund gewann Lincoln das Rennen und hat heute einen Marktanteil von über 90%.

Von 1994 bis 1997 hat sich beim Lincoln Town Car nichts gravierend geändert. Das Modell 1995 bis 1997 wurde vorne etwas geliftet und das Armaturenbrett sah endlich anders aus als 1980.

Erst das europäisch gestylte 1998er Modell stellte einen großen Schritt dar und blieb bis 2002 unverändert.
Das 2003 erschienene und bis 2011 gebaute aktuellste Modell des Town Car sieht wieder etwas amerikanischer aus.

Der Nachfolger des Lincoln Town Car ist der 2013 Lincoln MKT, ein Crossover-Modell mit höherer Sitzposition.
Er ist seit Mitte 2012 für den Stretchlimousinenbau verfügbar. Nach anfänglicher Ablehnung der Limousinenvermieter scheinen sich diese langsam an den MKT zu gewöhnen.

Länge

1 inch(“)=2,54 cm. Die Längenbezeichnung bezieht sich auf das vom Stretchlimousinen Hersteller eingesetzte Stück. Eine 120″ Limo ist also ein um 120 inch (ca. 3 Meter) verlängerter PKW. Grundsätzlich war jede Limousine ursprünglich ein “normaler” PKW.

Logischerweise ist die Gesamtlänge natürlich nicht abhängig von der Verlängerung.
Ein 120″ Chrysler ist 50 cm kürzer als ein 120″ Lincoln, da der Basis-PKW auch 50 cm kürzer ist. Der Raum für die Passagiere hat bei beiden die selbe Größe.

Gängige Größen sind 70″ (~6 Passagiere) bis 120″ (~8 Passagiere). Die Mode der superlangen Autos ist vorbei – aber hin und wieder werden als besonderer “Gag” Limos über 9 Meter genutzt.

Alle Längen des Lincoln Town Car oder des MKT über 120″ besitzen keine QVM-Qualifikation, denn durch das dann zu hohe Gewicht ist mit starken Überlastungsfolgen schon bei geringer Laufleistung zu rechnen.